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Zum Lachen gezwungen
Über Sitcoms und deren Eigenarten

(Image)Manch einem rauben sie den letzten Nerv, andere können nicht mehr ohne. Die Sitcom ist ein Zufallsprodukt der amerikanischen Filmbranche aus den späten 50er Jahren. 1948 unterschrieb die damals 37-jährige Lucille Ball den Vertrag für eine Rolle in My Favorite Husband.
Das Hörspiel wurde bei dem Sender CBS Radio ins Programm aufgenommen und erfreute sich schnell an einer wachsenden Zuhörerzahl. Zu diesem Zeitpunkt konnte wohl noch keiner ahnen, dass Lucille den Grundstein für ein erfolgreiches neues Genre legen sollte.

Das Hörspiel erwies sich als sehr erfolgreich und so kam es, dass CBS Lucille darum bat, ihre Rolle für eine Fernsehproduktion zu perfektionieren. Sie willigte ein, unter der Bedingung, dass sie mit ihrem Ehemann Desi Arnaz, der seinerseits ein erfolgreicher Fernsehproduzent war, zusammenarbeiten könne. CBS willigte ein und die erste Sitcom war erfunden. Sie bekam den Namen I Love Lucy. Lucille besaß ein unverwechselbares, komisches Schauspieltalent, woraufhin die Führungsriege rund um I Love Lucy beschloss, die Sendung vor einem Live - Publikum aufzuzeichnen. Dadurch vermittelte man dem Fernsehzuschauer, dass er ganz nah am Geschehen ist und so entstanden auch die ersten "Lacher".

Das Format hat sich bis zur Mitte der 90er Jahre durchgesetzt. Heutzutage wird meist eine andere Kameratechnik verwendet (Multi-Kamera-Setup): hierbei werden die Lacher nur noch eingespielt. Viele dieser Lacher z.B. von Roseanne, Hör mal wer da hämmert oder Al Bundy und seiner schrecklich netten Familie, stammen von Zuschauern des Live Publikums der Red Skelton Show, die von 1955-1975 auf dem Sender NBC ausgestrahlt wurde. Der Tontechniker Charles Douglass machte bei jeder Show eine Aufzeichnung des Publikums und spielte diese per Tonband auf eine Orgel, was ihn zum Erfinder der ersten Lachorgel/Lachkonserve machte. Douglass machte sich aufgrund des großen Erfolgs schnell selbstständig und erlangte bald darauf das Monopol für das amerikanische Konservengelächter. Als Douglass im Jahr 2003 verstarb, übernahm sein Sohn die von seinem Vater gegründete Firma Northridge Electronics, die auch heute noch Serien wie Two And A Half Men, How I Met Your Mother oder The Big Bang Theory mit Dosengelächter versorgt. Viele von diesen Lachern sind von Menschen, die heute schon nicht mehr leben und somit hören wir bei heutigem Betrachten oben genannter Serien das Gelächter von Toten, was ein wenig makaber erscheint.

Fakt ist, dass es dennoch Serien gibt, die ohne diese "Lacher vom Band" auskommen und trotzdem einen riesigen Erfolg feiern. Das beste Beispiel hierfür ist vermutlich Scrubs - Die Anfänger, in der das Sitcom - Format sogar mal thematisch behandelt und öffentlich aufs Korn genommen wird.

Also stellt sich die Frage, ob es heutzutage noch sinnvoll ist, den Leuten vorschreiben zu wollen, wann oder worüber sie lachen sollen. Scrubs, Better Off Ted - Die Chaos AG oder 30 Rock beweisen sicherlich, dass man auch Lachen kann, ohne förmlich dazu gezwungen zu werden.

Da es etliche Serienliebhaber gibt, denen die Lacher ein Dorn im Auge sind, stellt sich doch die Frage, ob es vielleicht sinnvoll wäre, auf der Kauf - DVD ein Bonusfeature anzubieten, mit deren Hilfe man die Lacher abschalten kann. So könnten Käufer selbst entscheiden, ob sie die Lacher zuschalten möchten oder nicht. Man könnte nach wie vor produzieren, würde allerdings ein breiteres Publikum erreichen, denn viele Leute müssten nicht auf gewisse Serien verzichten. Ich denke, dass das ein guter Ansatz für zukünftige Serienproduktionen in den USA wäre.

Hierzu noch eine kleine Umfrage:


kingsize187
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kingsize187
6. März 2011, 20:40 Uhr
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