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Neulich im ICE
oder: Wie man ins Gespräch kommt

(Image)Wer kennt das Problem nicht: Eine Zugfahrt dauert lange und ist meist recht langweilig. Doch den Nachbarn ansprechen? Niemals! Eine Geschichte aus dem Leben.


Die Fahrt dauert drei Stunden. Im völlig überfüllten Zug ergattere ich noch einen freien Platz. Wie es der Zufall will, ist mein Sitznachbar etwa in meinem Alter und macht obendrein noch einen recht freundlichen Eindruck. Doch nach der obligatorischen Frage, ob der Platz neben ihm noch frei sei und seiner Antwort, die positiv für mich ausgeht, schweigen wir uns an. Oder besser: Wir schweigen nebeneinander her. Aneinander vorbei. Er tippt auf seinem Mac, ich auf meinem Handy herum. Im Grunde vertreiben wir nur die Zeit, machen nichts sinnvolles. Er langweilt sich, ich langweile mich.

In mir kursiert die Frage, was er wohl so treibt. Beruflich, in der Freizeit. Ob er studiert hat oder nicht. Doch ich frage ihn nicht. Man spricht doch nicht einfach so jemanden an, schon gar keinen Fremden, den man nie zuvor gesehen hat! Schließlich überwinde ich mich doch und beginne ein Gespräch. Es entwickelt sich und wir verstehen uns gut. Ich bin beeindruckt von seinen Erzählungen und kann von meinen Erfahrungen berichten. Als ich den Zug verlasse, ärgere ich mich, dass das Gespräch schon zu Ende ist.

Ich gehe mit leeren Händen, habe keine Kontaktdaten und werde ihn vermutlich nicht wiedersehen. Ich hatte jedoch Spaß und wünsche mir für die nächste Zugfahrt etwas mehr Mut oder einen mutigen Sitznachbarn, der mir die Bürde, das Gespräch beginnen zu müssen, abnimmt.

Am Ende bleibt die Frage: Warum ist es so schwer, miteinander zu kommunizieren? Und wie könnte man daran etwas ändern? Wie wäre es damit: Eine App, mit der man seine Gesprächsbereitschaft signalisieren und andere gesprächsbereite Personen identifizieren kann. So kann jeder weiter auf seinem Handy herumtippen und ganz unauffällig nach gleichgesinnten suchen, um sich dann per Chat im Bordbistro auf ein Gespräch zu verabreden. Ein halbes Blind Date für Anfänger. Was haltet ihr davon?

An der Umsetzung einer solchen Idee wird übrigens gearbeitet. Ein Dienst namens Swoove ermöglicht bereits schnelle Verabredungen. Sogar eine App befindet sich in Vorbereitung.

Lighthousekeeper
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Lighthousekeeper
17. Juli 2011, 18:21 Uhr
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