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Lincoln
Trockene Biografie oder politisches Drama?

(Image)Lincoln ist das neue Werk vom berühmten Regisseur Steven Spielberg. Diesmal werden die letzten Jahre des US-Präsidenten Abraham Lincoln verfilmt. Das hat sich für mich recht interessant angehört und auch die zwölf Oscar-Nominierungen haben mit dazu verleitet, mir den Film anzusehen. Wie er mir gefallen hat, lest ihr jetzt.
Worum es geht ist relativ einfach zu erklären und sollte auch niemanden überraschen, schließlich ist die Geschichte ja wahr. Es geht um den US-Präsidenten Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis), der diesmal keine Vampire bekämpft, sondern sich mitten im Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) der USA (1861-1864) befindet. Hier standen sich die United States of America unter Abraham Lincoln und die Confoderate States of America unter Jefferson Davis gegenüber. Einer der Hauptstreitpunkte, um den es dann auch im Film geht, ist die Sklaverei. Denn während die USA für eine Freilassung der Sklaven plädierten und das dann auch aktiv partizipierten, die Afro-Amerikaner sogar in die Armee aufnahmen, waren die CSA strikt gegen die Abschaffung der Sklaverei.Sie bangten um ihre Wirtschaft, die in großen Maße auf der Sklaverei und damit kostengünstigen Arbeitskräften fußte. Aber auch weniger finanzielle Gründe gab es, denn der Rassismus gegen die Afro-Amerikaner war zu dieser Zeit Gang und Gebe.


So viel zur Geschichtsstunde. Im Film geht es hauptsächlich um die Rolle Lincolns in dieser Zeit des Krieges. Lincoln ist überzeugt davon, dass die Sklaverei abgeschafft werden muss, ebenso wie einige seiner Mitstreiter - allen voran Thaddeus Stevens (Tommy Lee Jones). Lincoln versucht den 13. Verfassungszusatz einzuführen, der die Sklaverei verbieten und Afro-Amerikaner rechtlich halbwegs gleich mit Weißen stellen würde. Wie schon erwähnt war zu dieser Zeit Rassismus salonfähig und so bedarf es einiges an Geschick bei Lincoln, um die notwendige Mehrheit für sein Vorhaben zu erlangen. Um sein Ziel zu erreichen, scheint ihm kaum ein Mittel unpassend, und so tötet er tausende Soldaten, belügt das eigene Gefolge und schmiert die Gegner.

Und wie man schon am Plot merkt, hat der Film quasi zwei Bereiche. Der eine ist relativ langweilig und leider auch recht groß. Hier wird einfach nur die historische Begebenheit geschildert. Keine Frage - das ist auch in klassischer Spielbergmanier interessant und sehr beeindruckend inszeniert und gefilmt - aber trotzdem hat es mich nicht wirklich stark begeistert.

Der zweite Teil ist dann unlängst spannender. Denn neben der Wiedergabe der historischen Ereignisse liegt auch ein großer Fokus auf der Figur von Abraham Lincoln. Und dieser ist eine sehr interessante Person. Sein Auftreten und seine Wortwitze, wie auch seine eingestreuten Geschichten sind humorvoll. Auch ist es interessant, wie weit Lincoln eben bereit ist zu gehen, um den Verfassungszusatz durch zu kriegen und wie wenig er dabei eben auf die Mitmenschen achtet. Das ist eine unglaubliche Stärke des Films, dass er bewusst diese Aspekte der Geschichte beleuchtet und Lincoln so nicht zu einem glänzenden Helden macht.

Denn gerade das dachte ich zuerst. Ein Film von Spielberg über Lincoln, der auch noch 12 US-Oscars kriegt. Aber dem ist wie schon erwähnt kaum so. Der Patriotismus ist sehr zurück geschraubt und man erkennt durchaus kritische Töne am Handeln des Präsidenten. Man muss aber auch anmerken, dass es eben ein Film über einen US-Präsidenten ist und somit natürlich Patriotismus enthalten ist.


Am besten hat mir die Maske und das Szenenbild gefallen. Denn Abraham Lincoln sieht eben genau so aus, wie man ihn sich vorstellt. Auch die anderen historischen Figuren wirken sehr authentisch, auch wenn ich nun nicht wirklich viel über sie weiß und deshalb eine historische Korrektheit nicht garantieren kann. Der Film spielt hauptsächlich in Washington DC und das damalige Stadtbild wurde sehr treffend dargestellt. Auch die Schlachtfelder, Häuser und Landstriche wirken alle sehr nahe an der Wirklichkeit von damals, soweit man dies denn beurteilen kann.

Schauspielertechnisch gibt es auch nichts zu bemängeln. Daniel Day-Lewis spielt seine Rolle als Abraham Lincoln gut. Auch seine Frau Mary Lincoln (Sally Field) hat mich überzeugt. Am besten fand ich allerdings Tommy Lee Jones als Republikaner, der unbedingt den Verfassungszusatz durchbringen will. Obwohl er ja eigentlich eine Nebenfigur ist, ist er sehr wichtig für die Geschichte und dominiert jede Szene, in der er auftritt.


Ich komme also zu einem zweigeteilten Fazit. Zum einen ist es ganz interessant, diese historischen Hintergründe zu erfahren. Sie sind gut und authentisch dargestellt. Nur leider überzogen lang, sodass man sich irgendwann fragt, ob das denn sein muss. Auf der anderen Seite sieht man gut, wie "demokratisch" das alles verläuft und was ein politischer Sieg wert sein kann. Wer sich für die amerikanische Geschichte interessiert, der sollte sich diesen Film auf jeden Fall ansehen, alle anderen müssen ein paar schleifende Stellen in Kauf nehmen.
Der Film ist also auf keinen Fall schlecht und hat ein paar Nominierungen durchaus verdient, allerdings finde ich zwölf dann doch überzogen, da es meiner Meinung nach in den meisten Kategorien doch bessere Alternativen gab. Und für 2013 ist mit Saving Lincoln ja noch ein Film über den Präsidenten angekündigt.

Was haltet ihr vom neusten Film über Abraham Lincoln? Werdet ihr euch ihn anschauen? Schreibt eure Meinung in die Kommentare!

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Chrissik
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Chrissik
22. Jan. 2013, 11:27 Uhr
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