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"Bitte schalte deinen Werbeblocker aus!"
Oder die "Suche" nach Finanzierung im WWW

(Image)Vielen Nutzern wird es aufgefallen sein: Gestern haben große deutsche Online-Medien einen Aufruf gestartet, den Werbeblocker doch bitte abzuschalten. Doch worum geht es den Angeboten und wie nachhaltig ist diese Aktion? Und gibt es Alternativen? Das versuche ich in diesem Blog zu erörtern.


Worum geht es?
Die Webseiten Golem.de, Spiegel.de, FAZ.net, ZEIT.de, Süddeutsche.de und RP-Online.de haben auf ihren Hauptseiten allesamt große Banner geschaltet (welch Ironie), mit denen sie darauf hinweisen wollten, dass man einen Adblocker nutzt und wie dieser der jeweiligen Seite schadet. Anbei gibt es eine Anleitung, AdBlock Plus, den wohl am meisten verbreiteten Werbeblocker, für die betreffende Seite zu deaktivieren.

Nun kann man sich fragen, was für ein Problem die fünf Angebote mit dem Plug-In, dass es für alle modernen Browser gibt, haben.
Die Angebote sind allesamt kostenlos, verdienen ihr Geld also hauptsächlich durch Werbung. Im Falle der Zeitungen gibt es da bestimmt auch gewisse Querfinanzierungen.

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Nutzt man allerdings einen Werbeblocker, so sieht man - gemäß der Natur dieser Software - natürlich nichts davon. Folglich kann man auch nicht auf eine Werbung klicken und so den Betreibern der Seite Einnahmen generieren. Theoretisch entgeht den Betreibern so Geld, das für Löhne und Infrastruktur benötigt wird. Fraglich ist allerdings, wie hoch die Bereitschaft von Nutzernist , die einen Werbeblocker installiert haben, dann auf Werbung zu klicken, die sie vorher ja nicht einmal sehen wollten...

Das war also der Aufruf der Online-News-Seiten. Ob und wie viele diesem gefolgt sind, ist - seitens der Anbieter - noch nicht bekannt.

Wie nachhaltig ist diese Aktion?
Um das zu beantworten, eine kurze Episode aus meinem Browser:
Ich öffne also wie immer Golem (ohne von der Aktion zu wissen), werde darauf hingewiesen und denke mir: "Na gut, man kann es ja einmal probieren". Nicht einmal eine Minute später ist Adblock Plus wieder an.

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Was war also passiert? Golem selbst schreibt in einem - sehr ausführlichen Artikel - was man tun möchte, damit die Werbung vom Nutzer akzeptiert wird. Das sind kleine, unauffällige Anzeigen, die nicht blinken oder viel Platz bzw. Leistung beanspruchen. Nur hält sich Golem, wie die anderen im Bunde, gar nicht an die eigenen Regeln. Und so ist der komplette Rand eine Fluggesellschafts-Werbung, im Artikel taucht ein Video für ein Auto auf, und zwischen zwei Snippets auf der Hauptseite sind drei Werbungen, die nicht mal klar gekennzeichnet sind. Sorry - aber das geht gar nicht.

Ich bin da auch nicht allein und schon bald ist die betreffende Kommentarspalte voll mit Beschwerden eben darüber. Man gelobt Besserung.

Ähnliches gilt für die anderen News-Anbieter. Große, störende Werbung. Kein wirklich gutes Argument, den Werbeblocker abzuschalten.

Aber halt! Die Online-Zeitungen werben auch damit, dass nur so die journalistisch hochwertigen Artikel und Reportagen finanziert werden können. Das mag theoretisch auch stimmen, leider besteht die journalistische Leistung allzu oft nur aus dem Kopieren bzw. Umschreiben eines DPA-Textes. Und für RP-Online sind Angelina Jolies Brüste sowieso das wichtigste.

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Nun ist die Frage der Nachhaltigkeit aber immer noch nicht beantwortet. Dazu schweigen die Seitenbetreiber noch, aber AdBlock Plus hat reagiert. So gab es nicht nur kurz nach dem Anfang der Aktion gleich ein Update, mit dem auch die Störbanner geblockt wurden; die Betreiber veröffentlichten auch Zahlen. So stieg die Anzahl der Installationen um 127 Prozent, die der Spenden um 167 Prozent. Ich denke, das ist ein deutlicher Rückschlag für das Vorhaben.

Gibt es Alternativen?
Ja, die gibt es durchaus. Manche sind einfacher umzusetzen, manche komplizierter. Starten wir mit der einfachsten und meiner Meinung nach auch besten.

Es nennt sich Acceptable-Ads. Dahinter verbirgt sich ein Programm von AdBlock Plus. Denn den Betreibern ist klar, dass ihre Software kostenlose Inhalte im Netz gefährdet. Seiten, die eben "akzeptable" Werbung schalten, sind in den Standardeinstellungen von ABP nicht geblockt. Dafür müssen die Betreiber nur einige Kriterien bei der Werbungsgestaltung erfüllen - eben die, die auch Golem.de angeführt hat. Das wären unaufdringlich, nicht ressourcenfressend, stumm etc. Damit hätten alle Seiten das, was sie wollen. Nutzer hätten Werbung, die sie nicht stört (drauf klicken müssen sie ja nicht) und Content-Anbieter hätten weniger Blocker-Nutzer. Warum die betreffenden Seiten diesen Schritt nicht gehen, ist mir schleierhaft.

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Ungleich unschöner ist dagegen die sogenannte Paywall. Damit stellt der Betreiber seine komplette oder Teile seiner Webseite nur Nutzern zur Verfügung, die dafür zahlen. Ein Modell, das gerade bei der zahlreichen Konkurrenz wohl kaum zu großen Erfolgen führen dürfte.

Ferner kann man natürlich auch alle Blocker-Nutzer technisch aussperren. Das bringt aber auch Probleme mit sich. Denn die betroffenen Nutzer würden wohl kaum die Software abschalten, sofern es Konkurrenz gibt. Und es ist zu erwarten, dass die Entwickler nicht lange bräuchten, diese Maßnahme zu umgehen - ein Katz und Maus Spiel, das wir von Kopierschutztechniken schon kennen.

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Fazit
So wie der aktuelle Versuch verläuft, scheint das für alle Seiten nicht viel zu bringen. Die Betreiber wollen sich offenbar nicht an die Kriterien der Acceptable-Ads anpassen. Die Nutzer wollen keine nervige Werbung. Alles bleibt also fast beim alten - außer dass wohl der ein oder andere ABP-Nutzer noch dazu gekommen ist.
Klar ist aber auch, dass qualitativ hochwertige Angebote unterstützt werden müssen. Denn ohne Geld laufen Server schlecht.



Links zum Thema
[Spoiler: Zum Lesen hier klicken!]
Adblock Plus - Our thoughts on the unity of German newspapers against ad blockers
Adblock Plus - Acceptable-Ads-Initiative
Adblock Plus - Installations- und Spendenzuwachs
Golem - Bitte schalte deinen Adblocker aus!
Spiegel Online - Schalten Sie bitte den Adblocker ab!
Süddeutsche.de - Nachrichtenportale appellieren an Nutzer: Werbung zulassen
ZDNet - Nachrichten-Websites fordern Leser zum Abschalten ihres Adblockers auf


Chrissik
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Chrissik
15. Mai 2013, 11:21 Uhr
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