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Origin - EAs Bundestrojaner?
Kontrovers diskutiertes Spyware-Tool

(Image)Das Internet ist vielleicht der wichtigste technologische Meilenstein unserer modernen Gesellschaft. Jeder ist mit jedem vernetzt, Inhalte können in Sekundenschnelle hoch- und runtergeladen werden. Was wären wir bloß ohne dieses Medium? Doch ebenso bringen neue Möglichkeiten auch immer neue Gefahren mit sich. Nicht nur in Form von Viren, Trojanern oder Spyware, auch durch die Unwissenheit des Nutzers kann es für diesen schnell gefährlich werden. Jedes hinterlassene Datenfragment ist auf Ewig gespeichert - das Netz vergisst nie. Große Firmen können von unseren persönlichen Daten hingegen nie genug bekommen, denn je mehr man den Nutzer ausspioniert, desto mehr kann man an ihm verdienen. Auch Electronic Arts ist so eine Art von Firma. Der Videospielgigant geht mit seinem Steam-ähnlichen Downloadservice Origin nun allerdings einen Schritt zuweit und verärgert Kunden und Händler gleichermaßen.
Schon seit Monaten sind wüste Beschimpfungen seitens der PC-Spieler in Richtung EA zu hören. Der Publisher sei zu weit gegangen mit Origin, einem Downloadservice, der für einen Großteil der EA-Spiele von nun an zwingend benötigt wird und dabei die PCs der Nutzer ausspioniert. Betroffen sind davon nicht nur Kontaktdaten, nein, die liest eh schon jedes Unternehmen aus, EA will sogar wissen, welche Programme man installiert hat und analysiert selbst sensibelste Daten, wie etwa Steuerprogramme.

(Image)Es ist ja nicht so, dass man in der EULA (End User License Agreement) die Kunden nicht ausdrücklich vorgewarnt habe. Trotzdem gab es seitens der Spieler einen Sturm der Entrüstung. Battlefield 3, eines der bekanntesten Titel für die Origin vorrausgesetzt wird, wurde von Vielen boykottiert und wer das Spiel bereits gekauft hat, durfte es dank der integrierten Spyware bedenkenlos wieder zurückgeben. Zwar hat der Hersteller mehrfach mit kleinen Veränderungen an der EULA versucht die Spieler zu beschwichtigen, doch auch das konnte die Kunden nur wenig beeindrucken. Vielleicht auch deswegen, weil selbst nach diesen Änderungen ein Anwalt noch die Rechtswidrigkeit von EAs Vorhaben feststellte. Viel ausrichten kann man allerdings auf juristischem Wege auch nicht, da die Firma ihren Sitz im Ausland hat.

Und so blieb man also seitens EA lange Zeit standhaft und wehrte sich vehement gegen jegliche Vorwürfe. Doch irgendwann war der Druck auf dem Publisher zu groß, nachdem sich sogar die Massenmedien auf die Geschichte stürzten, Mediamarkt vor die Battlefield-Regale Warnschilder wegen Origin aufstellte und sich mehr als 10.000 Unterstützer in einer Petition für einen Verkaufsstopp des DICE-Spieles einsetzten.

EA musste also reagieren und hat daraufhin die umstrittenen Stellen aus der EULA von Origin gestrichen und bekundete weiterhin in einer Stellungnahme öffentlich sein Bedauern für die „aufgetretenen Unklarheiten“. Man nehme „Datenschutz sehr ernst“ und erfasse Daten nur „in begrenztem Umfang“, vornehmlich zur Softwareverbesserung. Ein Erfolg für die Spieler könnte man meinen, doch bis EA nicht auch noch den Programmcode seiner Origin-Software ausreichend anpasst, bleibt auf den PCs der Nutzer weiterhin eine potentielle Spyware. Und wer bezahlt schon freiwillig für ein Programm Geld, das den eigenen Computer ausspionieren kann?

Somit hat es EA also mit jedem Versuch, sich aus der Affäre herauszuziehen und dabei das Gesicht von Origin zu wahren, nur noch schlimmer gemacht. Schade eigentlich, denn hätte man Origin nicht als Datenkrake angelegt, hätte man vielleicht eine ernsthafte Konkurrenz zu Steam geschaffen. So bleiben für EA nur viel Negativ-Publicity und zurückgelassene Nutzer, für die unklar ist, ob so etwas wie Privatsphäre im Zeitalter des Internets überhaupt noch existiert.

Update | 10.11.2011
Die Standhaftigkeit der Gamer-Community und der damit verbundene Image-Verlust für EA haben gewirkt. Nachdem über theorigin.de ein offener Brief an Olaf Coenen, den Geschäftsführer des Publishers, versandt wurde, antwortete dieser nun darauf und gelobt Besserung. Weiterhin lädt er die Spieler zu einem runden Tisch in die EA-Zentrale nach Köln ein, wo Coenen bereit ist mit den Origin-Gegnern über das viel kritisierte Programm zu diskutieren. Eine lobenswerter Reaktion, die auf jeden Fall zur Versachlichung der Debatte beiträgt und die Gamer-Community etwas besänftigen dürfte.

kemy
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kemy
2. Nov. 2011, 19:24 Uhr
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