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Cro - Raop
Pseudorap mit Pandaface oder Rap mit Substanz ?

(Image)Am 06. Juli 2012 erschien das lang erwartete Debüt-Album Raop von Cro. Nach drei Jahren Beobachtung haut der schwäbelnde Panda nun seine erste Platte raus. Ob sich das Warten gelohnt und der samplewütige Cro sich zum eigenständigen Interpreten weiterentwickelt hat? xREL hat reingehört und erzählt euch, ob wir hier feinsten Bambus oder doch nur trockenes Laub am Start haben.
Trash, so viel versprechend nannte er sein 2009 erschienenes Mixtape, welches heute nur noch mit etwas Aufwand von der großen Suchmaschine ausgespuckt wird. Als dieses Mixtape damals zwischen den anderen Nullen und Einsen meiner Harddisk seinen Platz fand, sollten noch einige Wochen vergehen, ehe die iTunes-Datenbank sich auf Nachschub freuen durfte und mir die gesampelten Tracks des damals noch als Lyr1c bekannten Stuttgarters um die Ohren flogen. Während das erste Mixtape noch an vielen vorbeiging und sich der Name von Lyr1c auf Cro verkürzte, war das zweite Schaffenswerk "Meine Musik" schon mehreren Ohren und dank eines, von Mediendesigner Cro selbst entworfenen Videoclips, auch Augen zugänglich.

(Image)Durch eingängige Lyrics und mit erfrischender Stimme spielte er sich bald in meine und noch viel wichtiger, in die Ohrmuscheln des deutsch-polnischen Rappers Kaas aus Reutlingen. Dieser bildete erste Kontakte zu Sebastian Schweizer, dem Gründer und Geschäftsführer des bekannten Indielabels Chimperator Productions. 2011 sollte ein Schicksalsjahr für die Pandamaske werden: Plattendeal mit den Chimps, Tour mit Madcon und Psaiko Dino, neues Mixtape "Easy" und dazu noch das erste richtige Musikvideo zum gleichnamigen Track. Das zweite, wohl fast noch wichtigere Jahr, erleben wir gerade, es ist vollgestopft mit Tourdates, Festivalauftritten und einem Albumrelease.

Da wundert es keinen mehr, dass sein Modelabel Vio Vio zwischenzeitlich Lieferschwierigkeiten bei den durch das Video bekannten Shirts hatte. Diesen Monat ging der auch als Single releaste Track "Easy" Gold und das Video knackte die 20 000 0000 Views Marke, ein achtbarer Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Idee, eine Maske zu tragen und Raps über poppigen Sound zu legen, keine Neuheit mit dem Innovationspotenzial des Rads sind.

Abgesehen von Mixtapes und ein paar Konzerten gibt es bis dato also noch nicht viel, das die Nachhaltigkeit und die Substanz von Cro definiert oder diese spannende Geschichte abrundet. Viele Vorschusslorbeeren durfte er schon von einigen Magazinen und Fachidioten entgegennehmen, jetzt widmen aber wir uns seinem ersten Album und stellen uns die Frage: Kann dieser Typ auch wirklich mehr, als einen bekannten Beat mit einem freshen Text überlegen? Wie hört sich sein eigener Sound an und gefällt er uns genau so gut wie Easy? Sind die genannten Vorbilder Max Herre und Samy Deluxe auch nur im Ansatz zu erkennen?

Marketingtechnisch kann man seinem Label und ihm keinerlei Vorwürfe machen, seit Wochen postet er Bilder der Zahl drei über seinen Facebook-Account, gab jedoch keine Auskunft zu meiner Lieblingszahl und deren Bedeutung. Vor einigen Tagen lies er die Bombe platzen, drei Singles, noch bevor das Album erscheint, sollen unseren Appetit noch etwas vergrößern und auch den letzten dazu bringen, die Scheibe endlich vorzubestellen.

Die erste dieser drei Singles ist "Du":

Ziemlich poppiges Material, auf Instagrammstyle getrimmtes Video und lauter schöne Bilder untermalen einen eingänglichen Popsong. Textlich ganz ok, eine tiefere Message fehlt hier wie in eigentlich allen Cro Songs bisher jedoch. Substanz geht anders. Cro liefert hier Durchschnitt, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die zweite Single nennt sich "King of Raop" und soll uns aufzeigen, wie konkurrenzlos der Panda im selbst gegründeten Genre ist. Endlich wieder etwas rappiges, das Video ist im bekannten Stil gedreht und besteht eigentlich grösstenteils aus Konzertausschnitten, die uns vermitteln sollen, wie toll die Tour bis dato war, ebenfalls kein schlechter Track, aber wohl auch kein Meilenstein:

Kopfnickerbeat, ein ß und Worte, die sich geschmeidig aneinanderreihen ohne deep zu sein, das sind die Dinge, die "Meine Zeit" ausmachen. Die beste der drei Singles kommt zum Schluss und hat im Gegensatz zu den vorhergehenden echtes Hitpotential:

Vorfreude gepaart mit Skepsis, was bringt den nun das Album? Gibt es irgendwo noch einen Track, der mehr als gute Laune verbreitet und so etwas wie eine Message hat? Samy hat sein Hautfarbendingens und Max immer mal wieder ein politisches Statement, bis dato konnte Cro lediglich in einem Punkt nachziehen, er kann Beats basteln. Nachdem ich das Album nun mehrere Male hören konnte muss ich die Frage nach Substanz oder tiefgründigen Aussagen leider verneinen. Cro macht sehr vieles richtig, er ist ein phänomenaler Geschichtenerzähler, dem ich gerne für eine Stunde zuhöre, und der sein eigenes Ziel mehr als nur erreicht hat. In einem Interview antwortete er auf die Frage, ob es auch mal einen nachdenklichen oder gar traurigen Tracken geben würde:
Cro schrieb:

Aufm Album gibt es einen Track, der ist auf jeden Fall ein bisschen nachdenklicher und trauriger. Aber allgemein bleibe ich auf jeden Fall, glaube ich, ein fröhlicher, lockerer Typ.

Und genau das hört man seinem Album auch an, abgesehen von "Ein Teil" sind alle Lieder ausnahmslos stimmungssteigernd. Besagtes Lied ist einer meiner Favoriten des Albums, welches ehrlicherweise nicht nur Lichtblicke beinhaltet.(Image) "Hässlich" sowie "Wie ich bin" sind meiner Meinung nach die schwächsten Tracks und zeigen Cros größte Schwäche: Er fährt keine gerade Linie in seiner Musik. Bei fast allen Liedern des Albums geht sein Raop-Konzept sehr gut auf, wird er jedoch zu langsam, offenbaren sich gesangliche Schwächen. Aber was soll's, wir haben ein sehr gutes Sommeralbum zum Feiern erhalten. Die Bonustracks sind zwar nur Remixes, allerdings sehr hochwertige. Easy als Reggae Version erschwert zumindest mir einen normalen Gang und lässt mich die Entdeckung Cros nochmal komplett neu erleben.

Ich habe mir das Album vorbestellt, nicht unbedingt weil ich diese Mischung aus Rap und Pop besonders feiere, sondern viel mehr, weil ich die Entwicklung des noch jungen Schwaben innerhalb der letzten Jahre und insbesondere der letzten Monate sehr interessiert verfolgte. Wenn man berücksichtigt, dass es sich bei "Raop" um das erste Album von Cro handelt, welches er zudem auch noch überwiegend alleine produzierte, gibt es keine Kritikpunkte, welche dagegen sprechen, dieses Stück Bambus nicht einmal zu kosten.

Tracklist Limited Edition:
1. INTRO
2. KING OF RAOP
3. EASY
4. GEILE WELT
5. DU
6. WIE ICH BIN
7. MEINE ZEIT
8. NIE MEHR
9. JEDER TAG
10. GENAUSO
11. EINMAL UM DIE WELT
12. WIR WAREN HIER
13. EIN TEIL
14. HÄSSLICH
15. PAPA SCHÜTTELT SEINEN KOPF
16. MEINE ZEIT – JOPEZ REMIX
17. EASY – GUIDO CRAVEIRO REGGAE REMIX
18. WIR WAREN HIER – BUDGET REMIX
19. MEINE ZEIT – KAAS, MAECKES UND PEERLESS REMIX

Besten Dank fürs Lesen, in den Kommentaren gibt es Platz für Anmerkungen und Statements zum Album, aber auch zum Blog.

Genießt den Sommer !



mcseeder
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mcseeder
7. Juli 2012, 10:27 Uhr
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