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Facebook Home
Aspekte des "Facebook-OS"

(Image)Facebook hat also seinen Launcher Facebook Home vorgestellt. Doch was bedeutet dieser Schritt für Facebook Nutzer, für Facebook selbst, für Google und für alle anderen? In diesem Blog möchte ich ein paar Folgen erwähnen und das Potential von Facebook Home einschätzen.
Es ist keine "eigene" Android-Version wie die von Amazon - sieht aber fast so aus. Denn Facebook Home macht vieles anders als die sonstigen Launcher. Das ist zum einen ein echtes Novum, zum anderen wohl nicht ganz zu Ende gedacht.

Fullscreen Facebook
Es versteckt nicht nur Android-typische Interface-Elemente wie Benachrichtigungsleiste, Appleiste und Lockscreen, es setzt seinen eigenen Dienst auch wie kaum ein anderer Launcher in den Vordergrund. Auf dem Sperrbildschirm ist ein Newsfeed zu sehen, der Homescreen besteht aus einem Vollbild-Posting und der Facebook-Chat ist omnipräsent. Nur über Umwege kommt man zu den eigentlichen Android-Funktionen.


Das sind zum Beispiel die Google Dienste, die allesamt in den Hintergrund rücken. Vielleicht nicht direkt YouTube, denn der Dienst ist zu groß um ihn zu vergessen, Google+, Google Keep, Drive, Search etc. werden es da aber schon deutlich schwieriger haben. Denn es sind keine Dienste, die besonders häufig auf mobilen Geräten angesprochen werden - oder für die Home die Alternative bietet.

Aber auch Third-Party-Apps müssen dem Blau weichen. Alternative Messenger, What's App, oder sogar SMS Apps werden durch die Chat Heads ersetzt - unwahrscheinlich, dass jemand den Umweg geht, diese Dienste dann noch zu nutzen. Denn Home ist nicht so frei konfigurierbar, die ersten drei Aktionen sind immer mit Facebook verbunden, bis man schließlich zum App Drawer kommt.

Das bringt Facebooks Angebote natürlich in eine komfortable Position. Messenger ersetzt alle Nachrichtenprogramme, Instagram die Kamera und das Netzwerk selbst natürlich Twitter und Google+. Und diese Maßnahme ist auch nötig gewesen.

Ein notwendiger Schritt
Für Facebook ist dieser Schritt absolut notwendig. Der Aktienkurs hat immer noch nicht den Ausgabepreis erreicht und die Gewinne sind verglichen mit dem - damals angenommenen - Marktwert recht mikrig. Nun müssen Resultate her. 680 Millionen Menschen nutzen das soziale Netzwerk mit einem mobilen Endgerät - und auf einen Großteil derer zielt Home ab.


Facebook kann hier nicht nur Konkurrenzdienste verdrängen, es kann auch selbst Gewinn aus dem für den Konzern schwächelnden Mobilmarkt ziehen. Denn Werbung wird Home beinhalten - personalisiert wie wohl kaum sonst, da die Aktionen automatisch analysiert werden.

Und schließlich hat Google sein soziales Netzwerk fest in Android integriert. Höchste Zeit für Facebook also nachzuziehen - und hier gleich noch den Konkurrenten zu schwächen.

Ein Facebook Eco-System?
Denken wir die Idee des Launchers etwas weiter. Netzwerk und Suche (dank Bing) kann Facebook also schon abdecken. Nachrichten und Kamera auch. Ein nächster logischer Schritt wäre Mailing - allein schon, weil jeder Facebook Nutzer eine Facebook Mailadresse hat. Damit hätte das soziale Netzwerk die gesamte Kommunikation in der Hand. Denkbar wäre auch ein eigener App-Store, der mit Facebook Games (Zynga etc.) gefüllt ist.

Damit würde Facebook sein eigenes, geschlossenes Ökosystem bilden und Amazon folgen. Doch wer würde von diesem Ökosystem profiteren?

Gewinner & Verlierer
Als Gewinner steht natürlich ganz klar Facebook da. Denn es kann mit Home viele positive Effekte erzeugen. Auch kann es eventuelle oder schon vorhandene Zusatzdienste (Instagram) prominent an den Nutzer bringen. Außerdem erhält das soziale Netzwerk so noch mehr Details vom Nutzer und kann endlich Gewinn aus Mobilgeräten schlagen.


Google ist sowohl Gewinner als auch Verlierer. Denn zum einen promoted Facebook Android, zum anderen verdrängt es die Google Dienste, und damit die Einnahmequelle des Suchgiganten von der Plattform. Solange der Play Store bestehen bleibt, wird das den Konzern wohl wenig stören, sollte dieser (und die Suche) allerdings ersetzt werden - wie bei Amazons Android Version - dürfte der Launcher Home Google sauer aufstoßen.

HTC zählt zu den Gewinnern, denn Facebook pusht das HTC First natürlich ordentlich. Aber auch die Samsung Geräte erhalten diese frühe Unterstützung und stehen damit besser da als die Android-Konkurrenz.

Angenommen, Home hat Erfolg, dürfte gerade Apple darunter leiden. Denn zur Philosophie des Konzerns aus Cupertino passt so ein Facebook-Launcher natürlich überhaupt nicht. Dennoch hat iOS den höchsten Anteil an Facebook-Nutzern. Sollten die Gefallen an Home finden, könnten sie auf Android(-Home) wechseln - und damit weg von Apple.

Microsoft und Nokia sind klare Verlierer von Home. Denn obwohl Bing stark in den Launcher integriert ist, wird Windows Phone wohl deutlich darunter leiden. Denn es nimmt das Hauptfeature (aus Sicht der Kunden) und packt es auf Android. Denn der Home - Homescreen ist nichts anderes als eine Bildschirmgroße Live-Tile - mit Interaktion. Damit dürfte auch Nokia mit seiner WP-exklusiven Strategie größere Probleme bekommen als jetzt schon.


Natürlich gilt diese Gewinner/Verlierer Einteilung nur, falls Home auch wirklich Erfolg haben sollte. Falls das nicht so ist, stehen Facebook und HTC natürlich als Verlierer dar, die anderen dürfte das wenig kümmern. Warum Home aber ein Erfolg werden kann, lest ihr im nächsten Absatz.

Potential
Gerade die Teenager verbringen schon einen Großteil ihrer mobilen Zeit auf Facebook. Ergänzt wird das von Spielen, Browsing und Messaging. Für zwei der drei zusätzlichen Funktionen hat Facebook nun eine eigene Lösung - der Nutzer braucht also erst gar nicht mehr das soziale Netzwerk verlassen.

Außerdem stellt Home den Menschen in den Vordergrund - so wie es auch für viele Nutzer wichtig ist. Gerade Chat Heads ist da ein echter Fortschritt im Messaging - der durchaus Erfolg haben kann. Das Design ist zudem schlicht und einfach (wenn auch an Google+ "angelehnt").

Home wird beim Erscheinen schon für die meisten Plattformen verfügbar sein. Der Launcher ist keiner, den nur wenige kennen, wie das bei manch anderem der Fall ist. Er ist an das größte soziale Netzwerk der Welt gekoppelt und hat damit die wohl größte Werbefläche der Welt. Und bald werden auch andere Smartphones dazu kommen.

Die Chancen für Home stehen also erstmal gar nicht schlecht. Bleiben zwei Fragen. Zum einen die nach der technischen Umsetzung. Bis jetzt hat sich Facebook bei der Programmierung für Android nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Allerdings ist diese Funktion wichtig für das soziale Netzwerk, deshalb kann hier davon ausgegangen werden, dass das passt.
Allerdings ist grade in der Android Welt eine Menge Zusatzsoftware vorinstalliert, die Home stören kann. Das sind zum einen die ganzen angepassten Android-Versionen (TouchWiz bzw. Sense) oder auch die von Providern vorinstallierten Apps. Sofern diese gut mit Home zurecht kommen, sollte es technisch keine Probleme geben.


Bleibt noch die Frage nach der Akzeptanz. Facebook hat schon immer Dinge getan, die von seinen Nutzern Überwindung gefordert haben. Sei es in der Preisgabe von Daten, der Interaktion oder der Omnipräsenz des Dienstes, wie Techcrunch erläutert. Warum sollte es dieses Mal also anders sein? Vielleicht noch nicht im Jahr 2013, aber in ein paar Jahren kann durchaus die Akzeptanz für ein derartiges Android da sein - und dann ist Facebook schon da und muss nicht wieder hinterher laufen.

Was denkt ihr? Denkt ihr, dass Facebook für die breite Masse interessant sein kann und Facebook seine Position im mobilen Markt aufbauen bzw. aufbauen kann?

Lest mehr auf Techcrunch [1], [2], [3], [4], [5], [6], Winfuture, Wired und auf Focus Online.

Chrissik
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Chrissik
9. Apr. 2013, 12:31 Uhr
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