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Das Internet
Positives und Negatives 2012

(Image)2012 war ein turbulentes Jahr für das World Wide Web. Es war geprägt von Bemühungen es einzuschränken, die teilweise Erfolg hatten und teilweise scheiterten. Es war ein Jahr, in dem die Welt weiter zusammen wuchs und sich manche abgrenzten. Ein Jahr, in dem das Internet für die Menschen wieder wichtiger geworden ist. Grund genug also einen Blog darüber zu schreiben was 2012 so los war, wie wichtig das Internet geworden ist und was es bedrohte.
Starten wir gleich mit etwas weltbewegendem - dem arabischen Frühling. Denn in den seit 2011 bestehenden Konflikten in der arabischen Welt gegen Unterdrückung und Diktatur spielt das Internet auch eine deutlich größere Rolle als in allen bisherigen Auseinandersetzungen weltweit. Einen ersten "Vorgeschmack" auf das, was mit dem Internet möglich ist, erhielten die USA schon früher, als das Video "Collateral Murder" um die Welt ging. Selbiges passiert nun auch in der arabischen Welt, in der quasi täglich Bilder der Gräueltaten auf YouTube zu finden sind und so die öffentliche Meinung beeinflussen können - und damit auch das Verhalten der Staaten.

Das ist eine Möglichkeit, die es früher nicht gab: Eine fast unmittelbare und quasi nicht zensierte Form der Informationsübertragung aus solchen Krisengebieten - und schon gar nicht in der Menge. Doch schon immer hatten Bilder eine unglaublich starke Auswirkung auf die Emotionen der Menschen. Man erinnere sich an das Bild des kleinen nackten vietnamesichen Mädchens, das vor dem Napalm-Angriff auf ihr Dorf flieht - ein Bild, das den Krieg mit beendete. So auch 2012, in dem die Aufnahmen der Gräueltaten der Herrscher und deren Verbreitung um die Welt zum einen überhaupt auf die Konflikte aufmerksam machen und zum anderen die Menschen berühren - so lange es die mediale Aufmerksamkeitsspanne eben zulässt. Es ermöglicht auf der anderen Seite aber auch gezielte Hetze durch Falschinformation, da die Echtheit der Videos nicht immer bestätigt werden kann.


Aber auch die "andere" Seite hat begriffen, wie einfach und schnell die Informationsbeschaffung durch das Internet geworden ist. Die Diktaturen der arabischen Länder versuchten reihenweise das Internet zumindest teilweise abzuschalten - Syrien war zuletzt komplett offline. Aber auch andere nicht-westliche Staaten haben ihre Zensurbestrebungen erweitert. So baut sich der Iran ein eigenes Intranet samt Videoplattform auf, und China verstärkt die Zensur immer weiter. Auch die noch gemäßigten Arabischen Emirate haben ein Problem mit der bisherigen Freiheit des World Wide Web. Und wo wir gerade alle "bösen" Staaten (westliche Sicht) aufzählen, darf natürlich All-Time-Enemy Russland nicht fehlen. Denn auch dort ist der Regierung das Internet ein Dorn im Auge, den es mit einer Firewall nach chinesischem Vorbild bekämpfen will. Solche Sorgen hat das Regime in Nordkorea erst gar nicht - hier gibt es schlichtweg kein Internet (neben vielen anderen, essentielleren Dingen).


Da könnte man meinen, dass man sich als Westeuropäer ganz entspannt zurück lehnen und über die anderen herziehen kann, wie die ihr Internet kastrieren. Aber ganz so einfach ist es dann eben auch nicht. Denn auch bei uns gibt es fortwährende Bestrebungen, das Internet, wie wir es kennen, zu beschneiden.
Im Februar gingen tausende Menschen gegen ACTA auf die Straße, das eine tiefgreifende Zensur nach sich ziehen könnte. Ein paar Monate später gibt die Bundesregierung den Plan ACTA durchzudrücken auf.
Dafür gibt es nun INDECT und Clean-IT und noch weitere. Und auch die UN-Stellungnahme zum Verzicht auf Internetsperren unterstützt die BRD nicht.
Dabei wird immer wieder mit den selben vagen Argumenten um sich geschmissen: Kinderpornografie, Gewalt, Rechtsextremismus etc. Doch keiner der bisher vorgeschlagenen Entwürfe sieht eine wirkliche Begrenzung der Zensur auf eben diese Bereiche vor und ist immer so schwammig formuliert, dass eben alles darunter fallen kann.
Aber nicht nur der Staat ist bemüht, das Internet einzugrenzen. Auch das von den Verlagen geschriebene Leistungsschutzrecht würde die Art, wie wir Informationen teilen und finden, erheblich einschränken.


Und selbst staatenübergreifend gibt es immer wieder Regulierungsbestrebungen. So wurde auf dem Treffen der ITU-Staaten in Dubai darüber beraten, ob man denn nicht das Internet in die ITRs aufnimmt und somit auch eine Regulierung ermöglicht - ganz ohne nationale Parlamente. Hier hielten sich die westlichen Staaten zurück und so kam diese Regelung (bis jetzt) noch nicht zustande.

Aber es gibt auch eine Art der Informationshinderung, die komplett legal ist, einfach überwunden werden kann, aber trotzdem irgendwie stört. Die so genannten Pay-Walls sind auf dem Vormarsch. Hier ist der Content einer Online-Zeitung, wie im echten Leben eben auch, nur gegen Bezahlung sichtbar. So sinnvoll und nachvollziehbar dieses Geschäftsmodell auch ist, so schränkt es trotzdem die Informationsvielfalt im Internet leider ein.

Aber abseits von all dem politischen Inhalt, der Information und Meinungsmache gibt es natürlich noch viel mehr im World Wide Web.

Facebook - das größte soziale Netzwerk der Welt - hat die eine Milliarde Nutzermarke überschritten. Es befindet sich also (theoretisch) ein siebtel der Menschheit auf der blauen Seite. Dadurch ergeben sich gesteigerte Möglichkeiten des Nachrichtenaustausches über jegliche physische Grenzen hinweg. Aber auch Skype, Google+ etc. haben stetig steigende Nutzerzahlen und ermöglichen so Menschen, die räumlich getrennt voneinander leben, einen immer engeren Kontakt als das zuvor möglich war.
Aber auch die damit verbundenen Gefahren sind 2012 weiter in den Fokus gerückt. Facebook wird wegen seiner "Privatsphäre-Einstellungen" verklagt und die Menschen wurden sensibler bezüglich der Sicherheit ihrer Daten. Und so langsam scheint sich die Mentalität durchzusetzen, dass im Internet wohl die selben Regeln für die Privatsphäre gelten wie auch im echten Leben. Allerdings tut Facebook viel dafür, es den Usern so schwer wie möglich zu machen, sodass selbst die Schwester von Mark Zuckerberg nicht ganz durchblickt.


Aber nicht nur die Anzahl der Informationen ist gestiegen oder die Möglichkeit der Vernetzung, auch die Mobilität der Nutzer hat sich deutlich erhöht. Mobiles Internet gehört heutzutage zu den Smartphones schon mit dazu. Der Ausbau dessen ermöglicht das Teilen von Inhalten von überall und damit direkt zum Zeitpunkt des Geschehens. Aber auch der Informationszugriff ist räumlich kaum noch begrenzt. Dazu trägt auch LTE bei, das (theoretisch) 100 MBit/s bieten kann, was viele Kabelanschlüsse daheim überbieten dürfte und neue Möglichkeiten der mobilen Kommunikation eröffnet.

Zu guter Letzt hat das Internet auch immer mehr Bildungsaufgaben übernommen: Wikipedia ersetzt Bücher, Google ganze Büchereien. Das ermöglicht den Zugriff auf das Wissen vieler Millionen Dokumente, Bücher etc. von fast überall auf der Welt. Und es ermöglicht Menschen, die vielleicht keine gute Bibliothek in der Nachbarschaft haben, einen leichten und unkomplizierten - und vor allem schnellen - Zugriff auf Wissen.

Das alles hat natürlich nur Sinn, wenn man auch Zugriff auf das Internet hat - im Optimalfall so unzensiert wie möglich. Denn noch immer sind mehr als 60% der Weltbevölkerung ohne Zugang zum Internet (allerdings ist bei einem großen Anteil von ihnen der fehlende Internetzugang ein sehr untergeordnetes Problem). Und auch die Einschränkungen im WWW nehmen weiter zu.


So lässt sich abschließend nur hoffen, dass wir - als Bevölkerung - es schaffen, das Internet möglichst restriktionsfrei zu halten und die Möglichkeiten, die es uns bietet, weiter ausbauen können. Denn das WWW ist schon jetzt ein fester Bestandteil unseres Privat- und Arbeitslebens und wird es für nachfolgende Generationen bzw. zukünftige Unternehmen immer mehr sein.

Wie seht ihr die hier getroffenen Aussagen? Was waren für euch bedeutende Momente für das Internet letztes Jahr? Und was sind für euch die größten Chancen, aber auch Gefahren für das World Wide Web?

Dieser Blog stellt meine höchst subjektive Meinung dar und soll zum diskutieren anregen. Auch erhebt der Blog keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Chrissik
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Chrissik
12. Jan. 2013, 17:27 Uhr
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